Je mehr ich weiß, umso weniger Angst habe ich

Thilo Spahl schrieb einen Gastartikel auf der Plattform Achgut.com:

Wer hat Angst vor der Klimakatastrophe?

Wissen schützt vor Angst. Denn Menschen, die mehr über die Umwelt im Allgemeinen und über das Klima im Besonderen wissen, haben weniger Angst vor dem Klimawandel. Und umgekehrt haben diejenigen, die weniger wissen, mehr Angst.

Immer häufiger begegnet man in den (sozialen) Medien oder auch im persönlichen Umgang Menschen, die ihre Angst vor dem Klimawandel zum Ausdruck bringen. Menschen, die überzeugt sind, wir steckten mitten in einer „Klimakrise“, und die glauben, eine sich zur Apokalypse ausweitende Klimakatastrophe bräche noch zu ihren Lebzeiten über uns herein. Es gibt schon eine Reihe von wissenschaftlichen Untersuchungen, die versuchten, herauszufinden, was Menschen anfällig für solche Ängste macht. Eine neue Studie widmete sich nun der Frage der Rolle der wissenschaftlichen Kenntnisse.

Die Studie mit 2.066 erwachsenen Teilnehmern in Deutschland testete die Hypothese, dass das allgemeine Umweltwissen und das klimaspezifische Wissen in umgekehrtem Verhältnis zur Angst vor dem Klimawandel stehen, so dass Menschen, die mehr über die Umwelt im Allgemeinen und über das Klima im Besonderen wissen, weniger Angst vor dem Klimawandel haben und umgekehrt die, die weniger wissen, mehr Angst haben. Die Teilnehmer mussten 35 Fragen beantworten, um ihr Umweltwissen zu bewerten. Beispielsweise die Frage: „Welches der folgenden Phänomene war die Hauptursache für die globale Erwärmung in den letzten 20 Jahren? (a) Abbau der Ozonschicht (sogenanntes Ozonloch), (b) verstärkter Ausstoß von Treibhausgasen (sogenannter Treibhauseffekt), (c) Veränderungen der Meeresströmungen (zum Beispiel „El Niño“), (d) Veränderungen der Neigung der Erdachse.“

Die Autoren kommen zum Schluss, dass sich die Hypothese bestätigte, und resümieren:

„Die Ergebnisse dieser Studie ergänzen die wachsende Zahl von Belegen dafür, dass ein höheres bereichsspezifisches Wissen mit einer geringeren bereichsbezogenen Angst verbunden ist. Sie tragen auch zur entstehenden Literatur über das Konstrukt der Klimawandelangst bei, die sich bisher auf demografische Merkmale, Einstellungen und Persönlichkeitsmerkmale als Prädiktoren konzentriert und die Rolle des Umweltwissens vernachlässigt hat […]. Was die praktischen Auswirkungen betrifft, so deutet das Hauptergebnis, dass das Umweltwissen negativ mit der Angst vor dem Klimawandel zusammenhängt, darauf hin, dass Bemühungen zur Verbesserung des Umweltwissens, zum Beispiel durch Bildungs- und Schulungsmaßnahmen, dazu beitragen können, diese Angst zu verringern. Dies erscheint wichtig angesichts der nachgewiesenen Zusammenhänge zwischen der Angst vor dem Klimawandel und allgemeineren Formen psychischer Erkrankungen, einschließlich allgemeiner Ängste, Depressionen und Stress […].“

Quellen:
Achgut: https://www.achgut.com/artikel/wer_hat_angst_vor_der_klimakatastrophe 05.12.2023
Studie Environmental knowledge is inversely associated with climate change anxiety: https://link.springer.com/article/10.1007/s10584-023-03518-z 23.03.2023, Hannes Zacher und Cort W. Rudolph
Thilo Spahl ist ein deutscher Psychologe, freier Wissenschaftsautor und Journalist. https://www.novo-argumente.com/autor/spahl_thilo

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