
Der Energieexperte Johannes Schmidl erinnerte vor zwei Jahren in der Furche an Kassandra. Sie warnte vergeblich vor dem hölzernen Pferd, das die Griechen vor die Tore ihrer Heimatstadt Troja gestellt hatten. „Mit Warnungen vor Unheil macht man sich schnell unbeliebt. Noch unbeliebter aber ist man, wenn sich danach herausstellt, dass man mit seinen Warnungen Recht behalten hat.“
„Nicht nur aus Klimaschutzgründen müssen wir uns aus der Verbrennung fossiler Energie verabschieden, auch um der Versorgungssicherheit willen, um Abhängigkeit und Erpressbarkeit loszuwerden. Der Weg ist vorgegeben, und es wird kein Zurück geben. Man sollte also alles vermeiden, was einen auf Jahrzehnte an die Nutzung fossiler Energie oder überdimensionierter ineffektiver Strukturen bindet (sogenannte Lock-in-Effekte).
Etwa die Hälfte des Energieverbrauchs in Österreich ist Wärmeenergie; deren Bedeutung wird gegenüber dem Strom meistens unterschätzt. Es lohnt sich also, Wärmeverluste in Haus oder Wohnung zu verhindern. Dichtungen an den Fenstern sind schnell angebracht, ein Grad geringere Raumtemperatur spart über die Heizsaison etwa 6% an Heizenergie. Spricht viel dagegen, im Winter mit dem Pullover vor dem Fernseher oder einem guten Buch zu sitzen anstatt im T-Shirt? Auch ein Heizungsservice, das man vielleicht ohnehin schon einige Jahre vor sich hergeschoben hat, erhöht die Effizienz. Am besten macht man den Termin mit dem Installateur noch vor der Heizsaison. Bei der Gelegenheit kann man auch gleich die Heizkörper entlüften.
Kleine Maßnahmen ganz groß
Es gibt eine Fülle von kleinen Maßnahmen, die in Summe dann doch eine spürbare Menge Energie einsparen: Deckel drauf beim Kochen, Kühlschrank auf sieben Grad einstellen, Wäscheleine statt Wäschetrockner. Allein für den Stand-by-Betrieb von Elektrogeräten läuft in Österreich ständig ein Donaukraftwerk.
Natürlich spart man auch Energie, wenn man weniger und nicht so schnell Auto fährt. Das Tempolimit zu reduzieren, beispielsweise auf 100 (Autobahnen)/80 (Landstraßen)/30 (im Ortsgebiet), wagt hierzulande aber nicht so bald jemand, obwohl es schnell gehen würde. Der seit Jahren getrommelte Slogan „keine Verbote!“ wirkt offenbar immer noch als mentale Barriere. Das sollte aber niemanden davon abhalten, selbst langsamer mit dem Auto unterwegs zu sein (oder gar nicht).
Auch wenn die Versorgungssicherheit aktuell gewährleistet erscheint: Gas ist von nun an ein knappes Gut, erklärte der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck.“
Die Furche, 29. Juni 2022
https://www.furche.at/meinung/diesseits-von-gut-und-boese/energiekrise-wenns-nun-schnell-gehen-soll-8706763
