
Der Psychologe und Nachhaltigkeitsforscher Thomas Brudermann schrieb auf Twitter: Habe für Focus Online über Klimawandelverleugnung geschrieben. Wie erwartet hat meine Mailbox schon freundlichere Tage gesehen.
Ich habe seinen Artikel mir angesehen und fand ihn sehr hilfreich, die jetzige Situation zu verstehen. Er beginnt mit der Feststellung, dass die Klimaforscher schockiert sind, dass ihre Befürchtungen viel früher Realität wurden. Das Jahr 2023 brachte Hitzerekorde, Starkregen, Überflutungen und große Waldbrände. Aber immer mehr Menschen verfallen den Klimawandelleugnern.
In den Sozialen Medien heißt es immer mehr „Klimahysterie“ und „Alles Blödsinn und Betrug“. Einige fragen sich: Ist diese Realitätsverweigerung nicht völlig absurd?
Für den Psychologen ist die Zunahme von Klimaleugnungs-Extremen mit der Zunahme von Sichtbarwerden der Klimawandelfolgen nicht überraschend. Es deckt sich mit den Studien zur Verhaltenswissenschaft.
Es ist angesichts der Zunahme der Extremereignisse wahrnehmbar, dass die Warnungen der Klimaexperten zutreffen. „Wie viele Beweise braucht es noch?“ könnte man fragen. Das könnte doch alle überzeugen.
Brudermann dazu: „Tja. Falsch gedacht.“
Er bringt drei Treiber der Verleugnung:
- Erstens, sogenannte „Bestätigungsfehler“ (engl.: Confirmation Bias)
- zweitens die gestiegene Politik- und Wissenschaftsskepsis in der Bevölkerung
- drittens die Hyperaktivität aggressiver Wissenschaftsverleugnungsorganisationen, die ihre Botschaften gut auf Weltbilder und Lebenseinstellungen abstimmen.
Zum Ersten: Menschen lieben das, was ihre Meinung bestätigt. Beispiele, die ihre Meinung ins Wanken bringt, ist schmerzhaft und benötigt kognitive Energie.
Zum Zweiten: Jene, die sich als Verlierer in der Gesellschaft sehen, lehnen sehr oft Politik und Wissenschaft ab. Begonnen hat das in der Zeit der Pandemie, als sich verschiedene wissenschaftsfeindliche und politikfeindliche Gruppen herauskristallisiert haben. Die haben mit dem Klimathema ein neues Betätigungsfeld gefunden.
Das Spektrum der verschiedenen Weltbilder haben da ihre Leugnungen herausgebildet: das konservative, das nationale und das wirtschaftsliberale Weltbild. Brudermann verweist auf den Kommunikationsexperten Carel Mohn: Wenn Weltbilder und Fakten in Konflikt geraten, dann unterliegen die Fakten.
Zum Dritten: Es gibt dann die „hyperaktiven, beinahe aggressiv-nervösen“ Verleugner-Organisationen, die diese Weltbilder benutzen. Das sind private Medien und Lobbyverbände der fossilen Firmen, die Skepsis der Menschen mit ihren Lügen bedienen und ihre Weltbilder bestätigen.
Quelle: Focus.de
Theodor Seidels Kommentar dazu finde ich sehr erhellend:
Umweltschutz
Es wäre wirklich schlimm, wenn wir uns getäuscht hätten mit der menschengemachten Klimaerwärmung. Dann hätten wir 2050 begrünte Innenstädte mit richtig sauberer Luft zum Atmen. Lärm und Gestank wäre nicht mehr vorhanden. Wir hätten keine Massentierhaltung mehr und würden gesünder leben, weil Fleischkonsum unattraktiv ist. Der Regenwald wäre in seiner ganzen Pracht und Nutzen immer noch vorhanden. Die Ozeane wären sauberer, wir würden erneuerbare Energie zum Nulltarif beziehen und nicht das Geld den Ölmultis in den Rachen schmeißen. Wir hätten wieder gute Böden weil es nur noch ökologische Landwirtschaft gibt. Ja, die Folgen wären schlimm, wenn wir uns getäuscht hätten.
https://www.focus.de/230076571?commentId=f02fcc02-00fe-4cc8-ab53-d4fa8e12ad4a
