Gebrauchst du Ausreden?

Thomas Brudermann bringt in seinem Buch „Die Kunst der Ausrede“ 25 Ausreden, die Menschen gebrauchen, um nichts zur Erhaltung der Natur und unserer Lebensgrundlagen zu tun. Es ist Zeit, auf Ausreden zu verzichten.

Hier 15 von 25 Ausreden zum klimafreundlichen Handeln und Gegenargumente:

  1. Ich habe Angst. OK das ist arg. Aber: Wenn Angst lähmt, bringt uns das nicht weiter, Zweckoptimismus schon.
  2. Ich weiß alles. Ganz sicher. Aber: Informierte Menschen wissen um die Wichtigkeit, neuen Erkenntnissen aufgeschlossen gegenüber zu stehen. Man lernt nie aus.
  3. Es ist zu komplex. Jedoch: Sollten wir mit dem komplexen, schwer verstehbaren Klimasystem nicht besser sehr vorsichtig umgehen?
  4. Ich hatte ja gute Absichten. Jedoch: das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Gute Absichten führen nur in Kombination mit Kompetenz und Wissen zu guten Ergebnissen.
  5. Ich bin zu bequem. Dann steht dem Urlaub auf dem Balkon statt der Karibik nichts im Wege.
  6. Ich bin für die Misere nicht verantwortlich. Ethiker vertreten die Ansicht, dass Mitwissen zu Mitverantwortung führt.
  7. Die anderen machen ja noch weniger. Aber: Die anderen werden immer klimafreundlicher.
  8. Aber in China … Ja, in China sind die Menschen weit weniger klimaschädlich unterwegs als hier.
  9. Ich kann und will es nicht mehr hören. Aber: Wir würden alle lieber etwas anderes hören. Wer klimafreundlich handelt, muss sich nicht die Vorwürfe anhören.
  10. Sicher ist nur der Tod. Aber eine Wahrscheinlichkeit von 80, 90 oder 99 Prozent ist trotzdem ziemlich hoch.
  11. Ich genieße Katastrophen und Klimapartys. Aber: Ich genieße das Ausbleiben von Katastrophen.
  12. Neue Technologien werden das Klima retten. In Kombination mit neuen Technologien kann ich mich klimafreundlicher verhalten, wenn ich will. Technologien alleine reichen nicht aus.
  13. XY hat gesagt … Aber: Zum Lügen gehören immer zwei – einer, der lügt, und einer, der es glaubt. Plus: es ist nicht verboten, klüger zu werden.
  14. Klimaschutz schadet der Wirtschaft und damit uns. Aber: Der Verzicht auf Klimaschutz schadet langfristig mehr.
  15. Ich habe noch genügend andere Gründe. Aber: für wichtige Entscheidungen braucht es nur einen Grund.

Das Buch „Die Kunst der Ausrede. Warum wir uns lieber selbst täuschen statt klimafreundlich zu leben“ von Thomas Brudermann ist im oekom Verlag erschienen.

Quellen: www.klimapsychologie.com

Die Dramatik hat sich enorm zugespitzt

Der Linzer Moraltheologe Michael Rosenberger setzt sich seit Jahrzehnten für Umweltschutz ein – und fordert wie Papst Franziskus eine „kulturelle Revolution“.

DOMRADIO.DE: Ihr frisch erschienenes Buch heißt „Eingebunden in den Beutel des Lebens: Christliche Schöpfungsethik“. Das ist ein weites Feld, das wir mit Ihnen beleuchten wollen. Was ist denn der Beutel des Lebens?

Michael Rosenberger (Moraltheologe und Buchautor): In der Bibel wird von diesem Beutel des Lebens gesprochen, im Alten Testament. Da handelt es sich um einen uralten Brauch, wenn ein Herdenbesitzer die Hirten mit seiner Herde auf Wanderschaft geschickt hat. Es waren ja damals weite Strecken, die mit den Herden zurückgelegt wurden. Dann hat man vorher die Tiere gezählt und für jedes der Tiere hat man in diesen Beutel des Lebens einen Stein hineingelegt. Und wenn die Hirten dann nach einem halben Jahr oder nach einem Jahr mit der Herde zurückkamen, dann wurden zunächst einmal die neugeborenen Tiere abgezogen. Und anschließend hat man verglichen, ob die Zahl der Tiere und die Zahl der Steine im Beutel des Lebens übereinstimmen.

Und das finde ich eigentlich ein sehr schönes Bild, weil es ausdrückt, dass jedes Tier, jedes Individuum kostbar ist, dass es zählt und dass die Hirten damit auch aufgefordert sind, sehr, sehr sorgsam mit den einzelnen Tieren umzugehen, damit sie tatsächlich dann alle wieder zu ihrem Besitzer zurückbringen können.

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Keine Ausreden mehr!

Thomas Brudermann bringt in seinem Buch „Die Kunst der Ausrede“ 25 Ausreden, die Menschen gebrauchen, um nichts zur Erhaltung der Natur und unserer Lebensgrundlagen zu tun. Es ist Zeit, auf Ausreden zu verzichten.

Hier 10 von 25 Ausreden zum klimafreundlichen Handeln:

  1. Klimaschützen nützt mir nichts. (Nutzen für mich) Aber: Weniger Fleisch und aktive Mobilität fördern die Gesundheit. Urlaub in der Nähe stärkt die lokale Wirtschaft. Wenn mir das nicht nützt, dann schadet es zumindest nicht.
  2. Ich entscheide mich gerade für das, was gut genug ist. Aber: Ich kann auch mit begrenzter Rationalität klimafreundlich sein.
  3. Ich weiß, es ist falsch, aber ich verliere dabei etwas. Aber: Man kann kognitive Dissonanz beheben, indem man sein Verhalten ändert. Klimafreundliches Verhalten fühlt sich gut an.
  4. Morgen. Nächsten Monat. Nächstes Jahr. Irgendwann. (Ein letztes Mal) Aber: Etwas aufzuschieben hat uns selten glücklich und zufrieden gemacht.
  5. Es ist zu spät. (Erlernte Hilflosigkeit) Aber: Es ist nie zu spät, das Richtige zu tun. Es ist nie zu spät, Klimawandel abzumildern.
  6. Ich bin kein grüner Öko-Freak. (Identität, Werte) Aber: Das verlangt ja auch niemand.
  7. Dann müsste ich ja meine Gewohnheiten ändern. (Erlerntes Verhalten) Aber: Gewohnheiten sind zwar sehr stabil, hängen aber von der Umgebung ab, die sich oft ändert.
  8. Ich habe schon genug andere Sorgen. Aber: Klimawandel wirkt verstärkend auf andere Sorgen.
  9. Ich bin doch umweltfreundlich. (im Großen und Ganzen) Aber: Klimaschädliche Taten werden nicht durch umweltfreundliche Taten aufgehoben.
  10. Ich bezahle den Schaden. Aber: Besser ist es, den Schaden erst gar nicht anzurichten. Nicht alles kann mit Geld geregelt werden und die besten Dinge im Leben können nicht mit Geld gekauft werden.

Quellen:
Thomas Brudermann: www.klimapsychologie.com
Thomas Brudermann, Die Kunst der Ausrede, Warum wir uns lieber selbst täuschen, statt klimafreundlich zu leben. oekom Verlag
Lied „Kumm ma mit kane Ausreden mehr“ André Heller, Wolfgang Ambros

VORTRAG KLIMA-WAND

Hanna Zemlic, eine Schülerin des Wienerwaldgymnasiums Tullnerbach hat zu diesem Vortrag eingeladen.
Sie sagte:
Der Klimawandel – ein ausgelutschtes Thema? Nein, denn unser Klima betrifft uns alle, jeden einzigen von uns. Das Problem ist nur: der Klimawandel ist sehr komplex. Deshalb verstehen viele Menschen nicht, wie problematisch die Erderwärmung wirklich ist.
Genau deshalb werde ich am 16. 06. 2023 im Hotel Wiental um 19:00 zusammen mit der Meteorologin und Klimaforscherin Prof. Kromp-Kolb einen Vortrag halten. Am Programm stehen ein fachlicher Überblick – Was ist der Treibhauseffekt? Was sind die Ursachen des Klimawandels? Was hat der Mensch damit zu tun? Was sind die Auswirkungen? – und die daraus zu folgernden Handlungskonsequenzen – was zu tun ist.

Im Anschluss haben Sie dann die einmalige Möglichkeit, Ihre Fragen direkt an die Expertin, Helga Kromp-Kolb zu stellen.

Der Titel des Vortrags ist „Klima-Wand – Was jetzt?“. Die Klimawand steht metaphorisch für die kommenden Konsequenzen der Klimakatastrophe. Diese werden uns vor den Kopf stoßen, wie eine Wand. Rekordtemperaturen und Hitze machen sommerliche Bewegung im Freien für viele unmöglich. Vermehrte Naturkatastrophen – Hitze, Dürre, Hochwasser – und Ressourcenknappheit stellen uns vor globale Herausforderungen. Man kann nicht als Einzelperson die ganze Welt verändern, aber man kann doch einen wichtigen Beitrag leisten. Deswegen: Kommen Sie zu meinem Vortrag!

Hanna Zemlic
Schülerin des Wienerwaldgymnasiums Tullnerbach

Mitveranstalter ist der Arbeitskreis „Zukunft der Erde“, die „Science Academy Niederösterreich“ und das „Zentrum für globalen Wandel und Nachhaltigkeit“ der Universität für Bodenkultur Wien.
Nach dem Vortrag und der Diskussion gibt es auch die Möglichkeit einer Umweltberatung durch einen Umweltberater Niederösterreichs, DI Fritz Brandstetter.
Veranstaltung auf Facebook.
Veranstaltung auf der Stadtgemeinde Pressbaum

„Es gibt keinen Wandel, es gibt aber eine Wand, weil viele politische Akteure keine Änderung wollen. Sie stellen eine Wand auf.“ Mag. Hannes Daxbacher

Bis zum großen Crash

Auf Wissen4Future steht ein Vortrag, der einiges zur Klimakrise klarmacht:

Wissen4Future Teil 10: Warum handeln „wir“ nicht wo „wir“ doch wissen? von Prof. DDr. Verena Winiwarter, Umwelthistorikerin (OEAW) und Wissenschaftlerin des Jahres 2013.

Sie bringt eine großartige systemische Analyse der Klimakrise.

Warum reagiert die Gesellschaft nicht mit der Entschlossenheit und Eile auf die Klimakrise, welche die physikalischen Fakten gebieten?

Der große Crash

Ich finde die systemische Analyse von Verena Winiwarter sehr gelungen. Aufgabe der Klimabewegung sieht sie darin, auf die Grenzen und Katastrophen hinzuweisen und keine Lösungen anzubieten (Wir streiken bis ihr handelt). Die funktionale Ausdifferenzierung der Gesellschaft bleibt bestehen, solange  die fossilen Energieträger wie Erdöl, Kohle und Erdgas vorhanden sind. Dann kommt es zu einer Transformation. Ich würde es aber Crash nennen oder wie es Kurt Vonnegut sagt, Cold Turkey (Quelle: Verena Winiwarter, Der Weg zur klimagerechten Gesellschaft, S.64).

Bis dorthin müssen diese Funktionssysteme (Wirtschaft, Bildung, Politik, Religion, Wissenschaft, Kunst, Recht, Sport, Gesundheit, Militär, Polizei, Massenmedien,  inklusive der psychischen Systeme) mit den Schwierigkeiten und Katastrophen wie Überschwemmungen, Hitzewellen, Dürre, Steigung des Meeresspiegels, Verringerung des Nahrungsangebotes, Aussterben von Arten u.a. zurecht kommen.

Meiner Ansicht nach zögern sie den Crash oder den Cold Turkey hinaus.

Cold Turkey

Ich bringe einen wichtigen Einschub: Verena Winiwarter las bei einem Treffen 2022 einen Essay von Kurt Vonnegut vor, der mit dem englischen Begriff für den kalten Drogenentzug „Cold Turkey“ überschrieben ist.
Er schreibt, nachdem er über seine Erfahrungen mit Drogen, vor allem Nikotin berichtet hat:
„Aber ich sage Ihnen eines: Ich hatte einmal ein High, das nicht einmal Crack-Kokain erreichen konnte. Da habe ich meinen ersten Führerschein gemacht! Achtung, Welt, hier kommt Kurt Vonnegut.
Und mein Auto damals, ein Studebaker, wie ich mich erinnere, wurde, wie fast alle Transportmittel und andere Maschinen heute, und elektrische Kraftwerke und Öfen, von den am meisten missbrauchten und süchtig machenden und zerstörerischen Drogen von allen angetrieben: fossilen Brennstoffen.
Als Sie hier ankamen, auch als ich hier ankam, war die industrialisierte Welt bereits hoffnungslos abhängig von fossilen Brennstoffen, und sehr bald wird es davon keine mehr geben. Cold Tukey.
Darf ich Ihnen die Wahrheit sagen? Ich meine, das sind keine Fernsehnachrichten, oder?
Hier ist, was ich für die Wahrheit halte: Wir sind alle Süchtige nach fossilen Brennstoffen in einem Zustand der Verleugnung und stehen kurz vor dem kalten Entzug.
Und wie so viele Süchtige, die kurz vor dem kalten Entzug stehen, begehen unsere Führer jetzt Gewaltverbrechen, um das Wenige zu bekommen, das von dem übrig ist, wovon wir abhängig sind.“

Quellen: Kurt Vonnegut. Cold Turkey. In These Times May 2004
Verena Winiwarter, Der Weg zur klimagerechten Gesellschaft. Sieben Schritte in eine Nachhaltige Zukunft. 2022.

Verena Winiwarter beginnt in ihrem Vortrag mit einer Geschichte eines jungen Mannes, der in Australien an der Hitze stirbt.

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Psychologie und Kommunikation des Klimawandels – Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie

Wissen4Future Teil 9: Psychologie und Kommunikation des Klimawandels Prof. Dr. Thomas Brudermann von der Universität Graz beschäftigt sich mit verschiedenen Themen aus Umwelt- und Klimapsychologie, Wirtschaftspsychologie, Verhaltensökonomie und Nachhaltigkeitsforschung. Einen besonderen Fokus legt er dabei auf das Entscheidungsverhalten von Bürgerinnen, Konsumenten, Haushalten und Organisationen. In seinem Vortrag zum 9. Teil des Grundkurses Klimabildung von Scientists4Future erklärt er, warum es uns als Person, wie auch als Gesellschaft, schwer fällt, etwas an unserem Verhalten zu ändern, und was wir tun können, um die Blockade zu überwinden. Die Aufzeichnung erfolgte online am 27.1.2023.

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Pfade zu einer nachhaltigen Zukunft

Wissen4Future Teil 4: Pfade zu einer nachhaltigen Zukunft Dr. Daniel Huppmann vom International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) Laxenburg. Er beschäftigt sich mit Klimamodellen und deren Analyse und war Autor des IPPC SR1.5. Er hielt den vierten Vortrag des Wissen4Future Klima- und Biodiversitäts- Grundkurses zum Thema „Pfade zu einer nachhaltigen Zukunft“. In seinem Vortrag erklärt er welche Annahmen in unterschiedliche Klimamodelle eingehen und wie diese mögliche politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entscheidungen über sogenannte Emissionspfade abbilden.

Er zeigt: Historische Entwicklung der Temperatur, Die Klimakrise in Österreich, Die Auswirkungen der Erderhitzung in Europa, Emissionsreduktion und Emissionspfade. Sozio-ökonomische Modelle. Modellstruktur eines „Process-based Integrated Assessment Model“. „Representative Concentration Pathways RCP“ und „Shared Socioeconomic Pathways SSP“. (Netto-)Negativ-Emissionen. Exkurs: Wissenschaft muss frei sein und python package „pyam“. Österreich ein Umwelt- und Klima-Musterland? Persönliche Handlungsoptionen.