Reinhard Steurer: Sich einzugestehen, dass es nicht gut ausschaut, dass wir tatsächlich in eine katastrophale Entwicklung gehen, setzt manche Prioritäten neu. Zum einen steht dann an erster Stelle eben Demokratie- und Zivilisationsschutz.
Wählen
Zum anderen ist es in so einer Situation noch wichtiger, keine Verleugner zu wählen. Das hat man in Spanien ganz deutlich gesehen, im Raum Valencia hat die Region Verleugner in die Regierung gewählt mit der Konsequenz, dass die auf diese Hochwasserkatastrophe nicht reagiert haben. Naja, irgendwie logisch: Wenn ich glaube, es ist kein Problem, die Krise gibt es gar nicht, dann werde ich, wenn sie kommt, auch nicht angemessen darauf reagieren. Das heißt, keine Verleugner zu wählen ist schon deswegen wichtig, damit, wenn die Notsituation kommt, Politiker besser damit umgehen können.
Renaturierung
Dann gibt es ein paar andere Dinge, die gerade deswegen umso sinnvoller sind, wie zum Beispiel Renaturierung. Je katastrophaler die Entwicklung wird, je größer und häufiger die Hochwässer werden, umso wichtiger ist es zum Beispiel, den Flüssen mehr Raum zu geben, weil wir es mit klassischem Hochwasserschutz nicht mehr hinbekommen.
Keine Straßen bauen
Ein weiteres Feld, wo es ganz wichtig wäre, endlich zur Vernunft zu kommen, ist, keine weiteren Straßen zu bauen, weil es wird uns ein Lobau-Tunnel mit Autobahn in 50 Jahren nicht mehr viel bringen, wenn uns die fruchtbaren Ackerflächen fehlen. Das sind dann so Dinge, wo Klimaschutz 1.0 und Klimaschutz 2.0 konform gehen, aber die Prioritäten sind dann zum Teil schon neu aufgestellt. https://fm4.orf.at/stories/3045406/
Forscher:innen der Universität Graz belegen im Rahmen einer internationalen Studie, dass die weltweite Menge an Wärmeenergie in der Atmosphäre seit Beginn des 21. Jahrhunderts etwa viermal so stark zugenommen hat wie zwischen 1960 und 2000. In der Nordhemisphäre, außerhalb der Tropen, sogar rund sechsmal so stark. Grund dafür sind die vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen. „Eine derart starke Wärmezunahme in so kurzer Zeit ist rein durch natürliche Schwankungen nicht erklärbar“, sagt Gottfried Kirchengast, einer der Hauptautor:innen der Arbeit, die im Fachjournal Earth System Science Data erschienen ist. „Wenn der Wärmeanteil der Lufthülle im Vergleich zu Meer und Land so unverhältnismäßig wächst, treibt das Wetter- und Klimaextreme noch stärker an“, so der Forscher vom Wegener Center und Institut für Physik der Uni Graz.
Energie-Ungleichgewicht Durch die fortdauernden fossilen Emissionen nimmt die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre stetig zu. Das verursacht ein Energie-Ungleichgewicht zwischen der auf unserem Planeten eintreffenden Sonnenstrahlung und der Rückstrahlung der Erde, die durch den Treibhausgasanstieg vermindert wird. „Dadurch verbleibt Jahr für Jahr ein riesiger Energieüberschuss von rund 13 Billionen Gigajoule im Erdsystem, mehr als das Zwanzigfache des Weltenergieverbrauchs. Das treibt die globale Erwärmung unausweichlich voran. Nur eine Emissionsreduktion auf null kann diesen Prozess stoppen“, erklärt Kirchengast.
Das ist wohl die wichtigste Grafik, die (fast) niemand kennt & versteht. Die Erde nimmt derzeit drei-mal (!) so viel Energie auf wie um 2000. Selbst wenn wir alle Emissionen stoppen, steigt die Temperatur noch, bis ein neues Gleichgewicht erreicht wurde.#Klimakrisepic.twitter.com/nSmJhxdGfG
— Klimakatastrophe (@Klimakatastroph) May 22, 2025
Kommentar von mir: Eine Emissionsreduktion auf null ist bei den jetzigen politischen Verhältnissen nicht realistisch. Realistischer ist ein „Business As Usual“ (BAU) und ein schleichender Kollaps mit ständigen Klimakatastrophen.
Die weichenstellende Enzyklika „Laudato Si“ wurde am 24.5.2015 veröffentlicht. Gemeinsam blicken wir zurück auf eine Dekade des Engagements für Umwelt und soziale Gerechtigkeit. Dieser Nachmittag lädt uns ein, die Botschaft von Papst Franziskus aus unterschiedlichen Sichtweisen neu zu entdecken und bietet Raum zur Vernetzung.
Ich bin auf der Spur der Gemeinsamkeiten der Diktatoren und ihrer Zerstörungsagenden.
Die Postmoderne wird eine Moderne der Diktatoren. Die Diktatoren wie Putin, Erdoğan, Trump und Xi Jinping werden die Macht behalten und in Referenden immer wieder gewählt werden. Sie zerstören die Lebensgrundlagen der Zivilisation auf der Erde. Der langsame Kollaps kommt.
Die Diktatoren schaffen das mit ihrer Medienmacht und mit dem Ausschalten der Opposition. Sie schaffen sich schwache Feinde, die sie leicht bekämpfen können. Sie kontrollieren die Richterschaft. Sie umgeben sich mit ihren Oligarchen und reichen Untergebenen. Mit ihren Einheitsparteien ändern sie die Verfassung, damit sie wiedergewählt werden können. Was ihnen noch fehlt, ist eine Dynastie wie in Nordkorea. Putin, Erdoğan, Trump und Xi Jinping wollen Söhne, die ihnen nachfolgen können, wenn sie sterben.
Ein Freund schickte mir das Zitat von Marie-Luise Wolff: „Ziel ist gerade nicht die Beruhigung, sondern die Beunruhigung: Für die Politik erzwingt die Klimakatastrophe ihre Antizipation als vorstellbare, von Wissen untermauerte Spekulation, die sie als adäquate Herangehensweise an das Weltrisiko wählen muss. Ziel ist dabei, ehrlich gesagt, gerade nicht die Beruhigung, sondern die Beunruhigung. Denn Beunruhigung ist ein Affekt, der den Willen zum Handeln impliziert. Wir müssen beunruhigt werden – aber auf positive Weise, mit einem Auftakt zum Handeln und mit der gleichzeitigen Vermittlung von Tatkraft. Es gilt, den Dingen sprichwörtlich ins Auge zu sehen, daraus den Mut zur Handlung zu gewinnen und die Empfänglichkeit für Veränderungen zu stärken, statt nur Beruhigungspillen zu verteilen oder lähmende Angst einzuflößen.“ Dr. Marie-Luise Wolff schreibt dies in 2,8 Grad, Endspiel für die Menschheit (2023).
Der Klimawandel ist eine sehr große, ernste Bedrohung. Das wissen die meisten Menschen und wünschen sich strengere Maßnahmen von ihren Regierungen. Doch wenn es konkret wird, formiert sich Widerstand. Die Autorin und Energiemanagerin Marie-Luise Wolff erklärt, warum dies so ist. Als Insiderin der Energieszene legt sie dar, dass die Weltgemeinschaft die Klimaziele von Paris verfehlen wird. Stattdessen steuern wir ungebremst auf eine globale Erwärmung von +2,8 Grad zu – mit verheerenden Auswirkungen. Doch das Ausmaß der Klimarisiken ist noch nicht einmal annähernd kommuniziert worden, eine klare Krisenkommunikation ist eines der größten Versäumnisse aktueller Politik. Wolff entwirft einen konkreten Plan für eine rasche und radikale CO2 -Senkung, der nicht weniger als eine Renaissance des Freiheitsbegriffs einschließt. 2,8 Grad Marie-Luise Wolff
Man kann neugierig sein, wie die Jahre 2024 und 2025 werden. Sie sind anscheinend die Höhepunkte oder Wendepunkte für die Industrieproduktion und die Nahrungsmittelproduktion. Die neue Studie „Neukalibrierung der Wachstumsgrenzen“ wirbelt einigen Staub auf.
Die Studie ist eine Berechnung, keine Vorhersage. Es kann besser werden und es kann schlechter werden. Es werden jedoch die vielen Daten verwendet, die weltweit seit Jahrzehnten verfügbar sind.
Es gibt zwei Ergebnisverläufe. Die in der Graphik dargestellten gepunkteten Linien stellen den ursprüngliche Business-as-usual (BAU) Verlauf dar. Die durchgängigen Linien stellen den neu berechneten Verlauf dar.
Wir sehen rot die Industrieproduktion, die 2024 einen Knick nach unten macht.
Die Nahrungsmittelproduktion (grün) steht dem nicht nach und macht auch 2024 einen Knick nach unten. Beide erholen sich nicht, sondern verlaufen steil nach unten. 2100 sind sie auf dem Niveau von 1900. Wobei die Bevölkerungszahl 2100 höher ist als 1900. Da beginnen ca. 2070 die Hungerjahre.
Die Bevölkerungszahl (orange) hat 2027 einen Höhepunkt und geht dann nicht steil, aber stetig nach unten.
Die anhaltende Verschmutzung (blau, z.B. Plastik) nimmt stetig zu, erreicht 2090 einen Höhepunkt und sinkt dann leicht.
Die nicht erneuerbaren natürlichen Ressourcen (rosa) sinken seit 1970 stark und erreichen 2025 eine stetige sinkende Kurve und gehen ca. 2075 in eine flache Kurve über.
Ich bin neugierig, wie die Jahre 2024 und 2025 werden. Sie sind anscheinend die Höhepunkte oder Wendepunkte für die Industrieproduktion und die Nahrungsmittelproduktion. Wir können, wie Ulrike Herrmann bemerkt, den Übergang zu einer Überlebenswirtschaft mit kluger Rationierung der Ressourcen schaffen oder wir überlassen es und es kommt zu einer 3 Grad Erwärmung, und wie es Hans Joachim Schellnhuber bemerkt, zu einem Kollaps der Zivilisation. Ich denke, es ist Zeit in allen Bereichen etwas zu unternehmen und keine Ausreden mehr machen.
Wir brechen jetzt schon 1,5 Grad! Wenn das so weitergeht, werden wir bald 2, dann 3 Grad Erwärmung haben. Das wäre ein Ende der Zivilisation, wie wir sie kennen. Das sind reine Messungen, keine Ideologie.
Der Statistiker Grant Foster hat fünf Datensätze zusammengefasst und kam zu einem neuen Ergebnis. Er schreibt: Bereits im Jahr 2011 habe ich zusammen mit Stefan Rahmstorf (Foster & Rahmstorf 2011, im Folgenden FR11) einen Artikel verfasst, in dem wir die globale Temperatur angepasst haben, um (so gut wir konnten) den Einfluss von Faktoren zu beseitigen, von denen wir wussten, dass sie nur vorübergehend waren und nicht menschengemacht. Konkret handelt es sich dabei um Vulkanausbrüche (deren Aerosole den Planeten abkühlen), die El-Niño-Südoszillation (ENSO, die die Welt in ihrer positiven El-Niño-Phase erwärmt und in ihrer negativen La-Niña-Phase abkühlt) und Sonnenschwankungen (wenn die Sonne heißer oder kälter ist, so auch die die Erde). Diese exogenen Faktoren führen dazu, dass die globale Temperatur schwankt, aber nicht wirklich etwas bewirkt; durch die Beseitigung ihres Einflusses wird der Teil der globalen Erwärmung klarer.
Ich habe meine Methode hierfür aktualisiert und den Zeitraum, den sie abdeckt, erweitert, daher möchte ich einige der Änderungen an der Methodik mit Ihnen teilen. Aber bevor ich das tue, komme ich gleich auf den Punkt. Es werden viele Schwankungen der globalen Temperatur entfernt, so dass die jährlichen Durchschnittswerte seit 1950 für fünf wichtige globale Temperaturdatensätze wie folgt aussehen:
Man muss beides sehen: Ich kann etwas gegen die Klimakatastrophe tun, auf politischer und persönlicher Ebene. Und ich kann auch in den Abgrund sehen, erkennen, dass ein Zusammenbruch auf uns zukommt und mich an diesen Zusammenbruch anpassen, politisch und persönlich.
Im ersten Fall ist es sinnvoll jene Organisationen und Parteien zu unterstützen, die die Klimakrise bewältigen wollen und man kann sinnvollerweise im persönlichen Bereich nachhaltige Ziele verfolgen.
Im zweiten Fall, in den Abgrund zu sehen und zu erkennen, dass ein Zusammenbruch der Zivilisation auf uns zukommt, ist es sinnvoll, sich auf ein Überleben im Zusammenbruch und in der Zeit danach vorzubereiten.
Prof. Alison Green
Das haben einige begonnen wie der emeritierte Professor für Nachhaltigkeitsführung an der University of Cumbria, UK, Jem Bendell und die Professorin Alison Green von der Arden University, Coventry, UK. Alison Green ist eine britische Kognitionspsychologin. Sie ist ehemalige Pro-Vizekanzlerin an ihrer Universität und verließ diese herausragende Karriere in der Wissenschaft, um sich hauptberuflich als Klimaaktivistin zu engagieren.
Jem Bendell erkannte, nachdem er in einem Forschungsjahr die Klimadaten mit anderen Wissenschaftlern untersucht hat, dass wir einem globalen Kollaps zusteuern. Er schrieb die Studie „Deep Adaption“, in Deutsch: „Tiefe Anpassung„, die sehr bekannt und heftig diskutiert wurde. Nach seinem zweiten Buch Breaking Together, „eine freiheitsliebende Reaktion auf den Zusammenbruch“ (zum frei herunterladen) im Mai 2023 gab er seine Stelle als ordentlicher Professor auf und gründete eine regenerative landwirtschaftliche Schule in Indonesien. Er spielt auch Andachtsmusik.
Ein großer Wandel in meiner Karriere begann im Jahr 2017, als ich mir ein Jahr Zeit nahm, um die neuesten Klimawissenschaften zu studieren, und das Papier „Deep Adaptation“ veröffentlichte, das viral ging. Ein anständiges Profil von mir erschien 2023 im GQ Magazine.
Nach der Veröffentlichung meines Buches Breaking Together im Mai 2023 (als kostenloser Download erhältlich) beschloss ich, meine Anstellung als ordentlicher Professor in Großbritannien aufzugeben.
Im Alter von 50 Jahren betrete ich einen neuen Lebensabschnitt,s in dem der Aufbau einer regenerativen Farmschule in Indonesien und das Spielen von Andachtsmusik für Gruppen mein Hauptaugenmerk sein werden. Darüber hinaus schreibe ich Aufsätze über die Bereitschaft und Reaktion auf Zusammenbrüche, halte gelegentlich Vorträge, Kurse oder Interviews und veröffentliche Newsletters.
„You can contact me via this form. You can receive a 6 monthly update from me by subscribing here.“ Wenn Sie mich dabei unterstützen könnten, weiterhin solche Essays zu schreiben, wäre ich Ihnen dankbar.
Trotz der falschen Darstellung meiner Person durch reformistische Umweltschützer, die leider Versuche, den Zusammenbruch der industriellen Konsumgesellschaften abzumildern, marginalisieren, habe ich nie ein kurzfristiges Aussterben der Menschheit vorhergesagt und befürworte seit über 25 Jahren weiterhin CO2-Reduzierungen und natürliche Reduzierungen. Ich habe mich für eine umfassendere Agenda zur Schadensminimierung eingesetzt, die über die Aufgabe sozialer Veränderungen oder das Festhalten an gescheiterten Taktiken, Richtlinien und Ideologien hinausgeht.